European Youth Culture Award
Allgemein EYCA 2019

European Youth Culture Award 2019 – Die Nominierten

Kategorie: Kunst & Medien

Tapefabrik Festival

Das Tapefabrik Festival ist ein Ort für Hip-Hop-Liebende aus ganz Deutschland, aber auch Österreich, Luxemburg und der Schweiz. Das Ein-Tages-Festival mit DIY-Mentalität findet seit 2012 einmal im Jahr statt. Seit mehreren Jahren ist es im Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden ansässig. Hier treten rund vierzig Künstler*innen auf drei Bühnen vor rund 3.000 Besucher*innen auf und das bei beeindruckend niedrigen Ticketpreisen. Im Gegensatz zu den vielen kommerziellen Festivals richtet es sich wesentlich weniger nach Trends und Klickzahlen und bietet damit jenen Musikschaffenden und -fans eine Plattform, die in den Charts und im Mainstream nicht auftauchen. Dabei finden sich Newcomer*innen neben etablierten Acts und Beatartists wieder. In ihrem Leitbild betont die Tapefabrik ihre entschlossene Positionierung gegen Rassismus, Homophobie und Sexismus. Im Bookingprozess wird dieses Leitbild als Maßstab angelegt, um einen positiven Impact auf die Szene zu leisten.
Das gesamte Projekt wird von einem ehrenamtlichen Team seit 2012 in Trägerschaft des Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden e. V. organisiert. In diesem Pool von Menschen arbeiten alle aus Liebe für die Musik, die Kultur oder das Projekt. Das Team aus ganz Deutschland überwindet wirtschaftliche und geografische Hindernisse, um dieses Event möglich zu machen.

Webseite:
www.facebook.com/Tapefabrik/


ViFest! – Festival für Gebärdensprachler*innen

Das ViFest! fand erstmalig am 26. und 27.04.2019 statt. Die Idee hinter dem ViFest! ist ein inklusives Nachwuchsfestival, bei dem jede Person unabhängig vom Hörstatus willkommen ist.

Das Konzept des ViFest! sieht drei Programmbühnen vor: Kinderbühne, Jugendbühne und Erwachsenenbühne. Für diese Bühnen können sich alle Personen bewerben, die einen Auftritt mit Gebärdensprache (Poesie, Visual Vernicular, Theater, Tanz, Comedy, Story Telling …) probieren wollen. Es kann jede*r mitmachen, der*die sich einfach mal ausprobieren möchte, ohne durch eine Jury bewertet zu werden. Dadurch wird die Vielfältigkeit der Gebärdensprachgemeinschaft gefördert und bringt auf künstlerischer Ebene Personengruppen zusammen, die bisher noch wenig Berührungspunkte hatten.

Besonderer Fokus liegt auf der Förderung von Kindern und Jugendlichen, da bei vergangenen Kulturveranstaltungen der Augenmerk zu sehr auf „alten Hasen“ lag. Auch ist es erstmalig möglich, dass nicht nur Taube Personen, sondern auch Hörende, die Gebärdensprache lernen, oder Children of Deaf Adults (CODA) einen Beitrag geben können. Dies zeigt sich bereits im diversen Organisationsteam. Das ViFest! wird vom Berliner Jugendverein jubel3 e.V. organisiert, der 2009 von einer Gruppe Tauber Jugendlicher gegründet wurde. Ihr Ziel: Jugendliche aus Berlin und dem Umland Möglichkeiten des Zusammenkommens und gegenseitigen Austausches zu bieten und dadurch Neues kennenzulernen.

Webseite:
www.jubel3.de/


KUNTERGRAU – Medienprojekt des anyway e.V. / anyway e.V.

KUNTERGRAU ist eine Webserie, die sich vor allem um die Perspektive junger schwuler Männer bemüht und sich dafür einsetzt, zu zeigen, wie normal Queersein ist. Seit 2015 haben über vier Millionen Menschen weltweit die Serie auf YouTube gesehen. Damit erreicht die Botschaft der Serie Menschen an Orten, an denen Homo- und Bisexualität nicht frei gelebt werden können. Viele Kommentare unter den Videos sind aus Südamerika, Russland, der Türkei und vielen arabischen Ländern. Außerdem hat die Serie mehrere Fan-Foren in China. KUNTERGRAU behandelt wichtige Themen, wie das Leben mit HIV oder mangelnde Akzeptanz durch die eigenen Eltern. Begeisterte Zuschauer*innen haben die Serie in über 12 Sprachen untertitelt, weil sie die Botschaft wichtig finden.

Die Serie entsteht seit 2014 ehrenamtlich im Rahmen der Offenen Jugendarbeit des vom anyway e.V. getragenen LGBT* Jugendzentrums anyway in Köln. Junge, schwule und bisexuelle Männer zwischen 14 und 27 Jahren arbeiten in ihrer Freizeit an der Serie, die überwiegend durch Spenden finanziert ist. Dabei arbeiten Laien, Filmstudierende und junge Profis Hand in Hand, um Geschichten zu erzählen, die sie repräsentieren.

Aktuell arbeitet das Team an der dritten Staffel, die sich mit Schwulenfeindlichkeit und homophober Gewalt auseinandersetzt.

Webseite:
www.kuntergrau.net


Kategorie: Wissenschaft & Forschung

schnitt # stellen

Im Bereich Computerspiele als Jugendkultur wurde bisher wenig künstlerisch geforscht: Das macht die Forschung und praktische Arbeit an Computerspielen als Werkzeuge der gesellschaftlichen Partizipation von Jugendlichen wegweisend. Genau hier setzt das Projekt schnitt # stellen an, bei dem Künstler*innen, Schüler*innen einer städtischen Neuen Mittelschule in Salzburg und ein Medienpädagoge sich gemeinsam mit Computerspielen als Anknüpfungspunkte zwischen jugendkultureller Mediennutzung und zeitgenössischer Medienkunst auseinandersetzen.

In dem künstlerisch forschenden Projekt arbeiten sie gemeinsam auf Augenhöhe an einem digitalen Spiel. Dabei ist eine zentrale Frage, wie sich Jugendliche und Künstler*innen im Entwickeln eines gemeinsamen Spiels begegnen und voneinander lernen können und wie künstlerische Forschung mit Jugendlichen im Bereich der Medienkunst gestaltet werden kann. Das Projekt leistet somit einen Beitrag dazu, was die gemeinsame Arbeit von Künstler*innen und Jugendlichen für die Weiterentwicklung von Computerspielen und deren Einsatz als künstlerisches und partizipatives Medium bedeutet.

Zugleich zeigt schnitt # stellen Computerspiele als wesentlichen Teil von Jugendkultur und welches Potenzial in Computerspielen steckt: Sie sind Werkzeuge zur Kreativität von Jugendlichen, sie können Alltag neu erfahrbar machen und sie sind eine Brücke für kulturelle Teilhabe von Jugendlichen, bei der sie selbst Expert*innen sein können.

website:
www.schnittstellen.at


Jugendkultur in Stendal: 1950-1990

Von April-August 2018 wurde im Altmärkischen Museum der Hansestadt Stendal die Ausstellung „Jugendkultur in Stendal: 1950-1990“ präsentiert. Sie basierte auf dem gleichnamigen dreijährigen Forschungsprojekt, das Günter Mey mithilfe von Studierenden der Hochschule Magdeburg-Stendal geleitet hat. In drei Ausstellungsräumen wurden Exponate, (Interview-) Videocollagen und Fotos zu den Themenbereichen „Sound“, „Style“ und „Events“ arrangiert, um jugendkulturelle Praktiken in einer DDR-Provinz zu veranschaulichen. Dabei griff das Projekt gleich zwei in der Jugendkulturforschung vernachlässigte Themen auf: zum einen die immer noch existierende „Westorientierung“ bei der Thematisierung jugendkultureller Praxen bei gleichzeitiger Vernachlässigung „ostdeutscher“ Spezifika und „Eigenlogiken“. Zum anderen werden Jugendkulturen/-szenen weitgehend als „urbane“ Milieus verhandelt und „Jugendkulturen“ in der Provinz (Kleinstädte, ländliche Region) kaum untersucht. Beiden Missverhältnissen hat das (Forschungs- und Ausstellungs-) Projekt einen profunden Gegenhorizont aufgezeigt.

Begleitet wurde die Ausstellung von einem kulturellen und wissenschaftlichen Rahmenprogramm in Form von Lesungen, Theater, Kinoprogramm, „Erzählcafés“ (als intergenerationale Dialogforen) sowie einer wissenschaftlichen Fachtagung. Zur Ausstellungseröffnung legte Mey ein editiertes Begleitbuch vor, die weitere Verfügbarkeit garantiert eine seit 2019 realisierte Dokumentationswebseite.

Webseite:
ausstellung-jugendkultur-stendal-1950-1990.h2.de


Offene Jugendarbeit Dornbirn – Freiräume für Jugendliche

In der Offenen Jugendarbeit Dornbirn (OJAD) haben alle Jugendliche Platz – in all ihrer Verschiedenheit mit ihren lebensweltspezifischen Vorlieben, aber auch mit ihren Sorgen. Die OJAD sieht die vorhandenen Potenziale und Ressourcen der jungen Menschen und fördert diese. So können Jugendliche am Vormittag den Pflichtschulabschluss nachholen (Albatros), am Nachmittag bei Job Ahoi in der Boots- oder Designwerkstatt mitarbeiten oder in der Fahrradwerkstatt Blitzventil an Rädern schrauben. Oder sie arbeiten in der OJAD Farm im Lauteracher Ried mit. Am Abend können sie ein Konzert im Kulturcafé Schlachthaus mitorganisieren. Die Mädchen treffen sich im Mädchen*treff. Wer sich für Lasercutter und 3D-Drucker interessiert, geht in das Makerspace im Vismut. Zum Tischfußball und chillen treffen sich die Jugendlichen im beliebten Jugendtreff Arena, der sieben Tage die Woche geöffnet hat. Die Denkbar und das Projekt Lehre Up bieten Unterstützung für Schüler*innen und Lehrlinge. Es finden Schulworkshops zum Thema Mobbing und Gewalt statt und auf Dornbirns Straßen ist die mobile Jugendarbeit unterwegs. Jugendliche bestimmen bei der OJAD mit, etwa in den Projekten zum Thema Gesundheit (rundumxund), Ökologie (lets go solar) oder bei welcome.zu.kunft, in dem es um Begegnungen zwischen Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft geht. Und wenn es mal nicht so läuft, bietet die Jugendberatung help! Unterstützung. Die Offene Jugendarbeit Dornbirn ist ein Vorreiter, Impulsgeber und eine Innovationsmaschine für alle Fragen der Jugendkultur und Partizipation in Österreich.

2017 hat die Stadt Dornbirn ein Leitbild für das Zusammenleben im Kontext von Diversität erarbeitet. Die Offene Jugendarbeit Dornbirn hat in der Folge eine Wirkungsanalyse beauftragt, in der ihre Arbeit in Hinblick auf die Leitziele „Chancengerechtigkeit fördern“ und „Zusammenhalt stärken“ analysiert wurde mit dem Ziel, das Wissen über spezifische gesellschaftliche Entwicklungen und die damit verbundenen Herausforderungen den Kernkompetenzen der OJAD gegenüberzustellen, Schnittmengen festzustellen und sich daraus ergebende Entwicklungspotenziale für die Arbeit der OJAD zu benennen.

Webseite:
www.ojad.at

www.ojad.at/2019/05/03/wirkungs-und-potentialanalyse/


Kategorie: Jugendarbeit & Selbstorganisation

Freiwilliges Jahr Beteiligung/ Demokratie & Dialog e. V.

Das Freiwillige Jahr Beteiligung ist ein Träger für den BFD & das FSJ in Berlin. Eine Gruppe ehemaliger Freiwilliger hat 2012 aufbauend auf ihren eigenen Erfahrungen ein Freiwilligendienstprogramm entwickelt, dass die Partizipation junger Menschen in den Vordergrund stellt. Jugendliche sollen unterstützt werden, Selbstwirksamkeit zu erfahren.

Im Bildungsbereich will das Projekt vor allem die Demokratieentwicklung in Schulen fördern und Partizipationsprojekte unterstützen und stärken. In gemeinnützigen Organisationen und Stiftungen setzen sich die jungen Menschen auch außerhalb von Schule für politische Bildung und die Stärkung demokratischer Strukturen ein. Grundkonsens der pädagogischen Haltung ist der demokratiepädagogische Ansatz der Mündigkeit & der Überzeugung, dass das Jahr ein Lern- und Orientierungsjahr ist. Auch Empowerment spielt eine große Rolle: Freiwillige sollen lernen, selbstverantwortlich mit der eigenen Umwelt umzugehen, sensibilisiert werden, Probleme zu thematisieren, aktiv für ihre Belange einzutreten, in gegenseitigen Austausch zu treten und als aktive und mündige Bürger*innen die Gesellschaft zu gestalten. Ziel des Freiwilligen Jahres Beteiligung ist die Förderung jungen Engagements für eine demokratische und partizipative Gesellschaft.

Webseite:
www.fj-beteiligung.de


Modular Festival

Mit dem Modular Festival organisiert der Stadtjugendring Augsburg gemeinsam mit ca. 450 Ehrenamtlichen seit 10 Jahren das größte non-profit Jugend- und Popkulturfestival Bayerisch-Schwabens. An drei Tagen kommen über 30.000 Besucher*innen. Das Modular Festival, gefördert von der Stadt Augsburg, ist mittlerweile ein deutschlandweit bekanntes Festival. Es besticht besonders durch seine Kontinuität, die vielfältige Programmqualität, den Anspruch der Partizipation und einem starken Lokalcharakter. Diversität und Gleichberechtigung wird bei der Mitwirkung großgeschrieben. Ganz bewusst werden junge Geflüchtete in die ehrenamtliche Arbeit integriert oder durch Kooperationen Freikarten ausgegeben. In ganzjährig stattfindenden Arbeitskreisen wird das Festival essentiell gestaltet. Die Einbeziehung und Kooperation mit einer Fülle von Augsburger Programmpartnern und die Teilhabe zahlreicher junger Ehrenamtlicher stellt im Bereich Jugend- und Popkultur ein Leuchtturmprojekt dar.

Webseite:
www.modular-festival.de


Festival Deuje babe

Das Festival Deuje babe („Wilde Weiber Festival“) ist ein Raum für den künstlerischen und politischen Ausdruck von Mädchen und jungen Frauen. Das Festival ist eine Plattform für die Arbeit von aufstrebenden Künstler*innen und Aktivist*innen, die stereotype Vorstellungen von Frauen und Weiblichkeit, Männern und Männlichkeit ablehnen sowie gesetzte Genderregeln, die definieren, was „richtig“, „normal“ und „natürlich“ sei, hinterfragen.

Es ist das einzige Festival seiner Art in Slowenien, das außerhalb der Hauptstadt Ljubljana stattfindet. Seit 2013 wird das Deuje babe Festival immer in der Woche nach dem Internationalen Frauentag in Cerkno im Westen Sloweniens veranstaltet. Es ist nach Divje babe, einer Höhle in der Region benannt, um die sich zahlreiche folkloristische Geschichten aus der heidnischen Mythologie ranken, in denen es um die wilden, ungezähmten Frauen geht, die dort gelebt haben sollen.

Die 7. Festivalausgabe fand im März 2019 statt und wurde wie alle vorherigen Male vom Alternativen Jugendzentrum C.M.A.K. Cerkno organisiert. Für die lokale Jugend bietet das Festival die Möglichkeit zu lernen, wie man Events organisiert, wie sich ein (Gegen-) Publikum aufbauen lässt, wie sich sexistische und homophobe Veranstaltungsorte zurückerobern lassen etc. Mit anderen Worten geht es Deuje babe um die Unterstützung im Aufbau von Selbstvertrauen junger Menschen und ihrer politischen und künstlerischen Identität.

Webseite:
deujebabe.wordpress.com