Laudatio von Pyranja für Olad Aden – „Gangway Beatz“
Ich möchte Ihnen allen eine Frage stellen: Was genau ist Inspiration? Und was macht es mit uns? Mit jedem Einzelnen? Sind es besondere Augenblicke, die uns irgendwie in den Bann ziehen? Gedanken, die plötzlich auftauchen und die einen beschäftigen und nicht mehr loslassen? Ist es das innere Aufblitzen von neuen Träumen, von „ das will ich auch“, von Wow-Momenten?
Ja, vielleicht, aber nicht nur. Denn Inspiration ist eine flüchtige Angelegenheit, nur schwer greifbar. Kaum begreifbar. Und noch weniger festhaltbar. Zu schnell kann sie wieder versanden, verkümmern, verkommen, vertrocknen. Ohne Vorbilder. Ohne Mentoren. Ohne Menschen die einem zeigen, wie es gehen kann. Dass es gehen kann. Menschen, die man trifft und die einem neue Wege zeigen, eine andere Perspektive. Menschen, die ein Licht sind für uns und die den eigenen Horizont erweitern, oft einfach nur dadurch dass sie so sind wie sie sind.
Institutionen und Projekte werden von Menschen gemacht. Von inspirierten Menschen, die ihre Visionen nicht einfach aufgeben, nur weil die Umstände gerade dagegen sprechen. Menschen, die sich ihre Möglichkeiten oft erst selber schaffen oder die das Beste aus dem machen, was gerade so da ist.
Der European Youth Culture Award möchte diese manifestierten Inspirationen ehren und daran erinnern was möglich ist, wenn man nicht bereit ist seine Träume und Visionen aufzugeben. Auch wenn das vielleicht oft die einfachere Option ist.
Die Nominierten im Bereich Kunst und Medien: Gangway Beatz, MZEE und Literally Peace inspirieren alle auf ihre ganz eigene Weise Jugendliche und junggebliebene Menschen. Gleich ist ihnen Sprache als Ausgangspunkt, in all ihren Facetten und unendlichen Möglichkeiten und doch geht das was sie repräsentieren weit über Reime, Verse, Texte und Diskussionen hinaus. Sprache als Basis von Kunst, Texte außerhalb von Büchern, Geschichten anders vermittelt und erzählt, Bilder durch Buchstaben geformt – all das muss man einer breiten Öffentlichkeit erstmal vermitteln. Einer Öffentlichkeit, die die Kunstform Rap, die die Jugendkultur HipHop, leider oft nur als sexistische, homophobe, gewaltverherrlichende Lächerlichkeit begreift, präsentiert von ein paar ach so skandalösen Jugendlichen aus Problemvierteln, die ein bisschen zu doll auf dicke Hose machen für ihre 3 Minuten of Fame.
Doch abseits von Mainstream Media und reißerischen Headlines, gibt es Jugendliche die die neuen Medien dazu nutzen, um sich miteinander zu vernetzen. Die über Kontinente hinweg miteinander Musik machen, sich über ihre Lebenswelten austauschen, sich miteinander verbinden, gemeinsam und aneinander wachsen und lernen, obwohl sie oberflächlich betrachtet aus ganz verschiedenen Welten stammen.
Um junge, sozial benachteiligte Menschen, also die aus den sogenannten „Brennpunktkiezen“ zu erreichen, ja um sie vielleicht sogar zu inspirieren und positiv zu bewegen, zu mehr Eigeninitiative und dem Ausleben von Kreativität – dazu bedarf es viel viel mehr als nur ein cool miteinander abzuhängen.
Es bedarf dazu Menschen, die über Jahre hinweg Netzwerke pflegen, die Anstöße geben, die – wie in diesem Fall – transatlantische Jugendbegegnungen in den jeweilen Milieus der Teilnehmenden organisieren und begleiten. Menschen die den Austausch fördern von Ideen über Landes- und Sprachgrenzen hinweg. Menschen, die es Jugendlichen ermöglichen gemeinsam und miteinander Musik zu machen und diese zu performen.
Menschen, die eine besondere Kraft in sich tragen, die leuchtet wie ein Licht, das uns einen weiteren, größeren Horizont aufzeigt. Menschen, die immer noch einen Schritt weiter gehen. Menschen, die sich für andere einsetzen und – ganz wichtig – die anderen zeigen, wie sie sich selber für andere einsetzen können.
Menschen wie Olad Aden von Gangway Beatz, der für seine großartige Arbeit gemeinsam mit seinem Team weit mehr verdient hat als ein anerkennendes Schulterklopfen. Nein, er bekommt jetzt bitte einen Riesen Applaus für seine inspirierende Arbeit und den European Youth Culture Award in der Kategorie Kunst & Medien.