Laudatio von Günter Mey für Elke Zobl, „Making Art, Making Media, Making Change!“
Laudatio von Prof. Dr. habil. Günter Mey (Hochschule Magdeburg-Stendal) zur Preisverleihung des European Youth Culture Award 2018 in der Kategorie „Wissenschaft und Forschung“ an Ass.Prof.in Dr.in Elke Zobl (Universität Salzburg) für ihr Projekt „Making Art, Making Media, Making Change!“ am 7.9.2018 in der Berliner Landeszentrale für politische Bildung
Liebe Gäste,
da ich nun ans Pult trete, um eine Laudatio zu halten, könnte dies zumindest darauf hindeuten, dass der Kreis der möglichen Preisträger*innen um eine Nominierung geschrumpft ist – außer den Veranstaltenden sitzt ein Schalk im Nacken und sie vermuten, Wissenschaft würde sich selbst beweihräuchern und daher solle ich doch das eigene – ebenfalls nominierte – Verbundprojekt „Jubri-Techniken jugendlicher Bricolage“ hochpreisen. Da es aber seriös zugeht, sei verraten, dass JuBri nicht den 1. Preis erhält.
Es freut mich – abgesehen von der narzisstischen Kränkung, den Award nicht zu erhalten –, dass die Jury den 1. Preis für ein Projekt ausspricht, das Fanzines als Gegenstand aufweist, und damit den in den Szenen selbst produzierten Medien und deren Erforschung Aufmerksamkeit verschafft. Denn Forschung zu Jugendkulturen ist selten auszumachen, wie Klaus Farin im letzten Jahr vermutete, festgemacht daran, dass es für den EYCA 2017 keinen Vorschlag für die Kategorie „Wissenschaft und Forschung“ gab. Ich pflichte dem bei, Jugendkulturen scheinen zumindest – anders als in den 1980er Jahren – nicht zu den herausstechenden Feldern in den Sozial-/Human/Kulturwissenschaften zu gehören. Und innerhalb dieses Forschungsfeldes finden sich dann wiederum nur noch vereinzelt Personen, die sich den in den Szenen erstellten Produkten widmen. M. E. unverständlicherweise, denn Fanzines eröffnen vielfältige Perspektiven auf Szenen und ihre Akteur*innen – und mehr: nicht nur für die Forschungsarbeit über sie, sondern auch die Arbeit mit ihnen.
Hier hat die Preisträgerin schon vor vielen Jahren Pionierarbeit geleistet. Dazu gehört auch, dass sie selbst ein Archiv aufgebaut und eben Fanzines zu einem zentralen Thema gemacht hat und (mit FWF-Förderung) – hierbei über die Forschung hinaus auch ganz praktisch als Exploration im doppelten Wortsinne – Workshopangebote insbesondere auch mit antirassistischen Perspektiven entwickelt hat.
Das hier ausgepreiste Projekt „Making Art, Making Media, Making Change!“ trägt dazu bei, Jugendlichen – vor allem Mädchen und jungen Frauen – alternative Medien- und Kulturproduktionen näher zu bringen, und vor allem werden sie ermutigt, selbst in der kulturellen und medialen Produktion aktiv zu werden.
Ich habe Elke Zobl genau mit der – aus diesem Projektkontext heraus — von ihr entwickelten Toolbox „Do-It-Yourself, Do-it-Together! Künstlerisch-edukative Materialien und Angebote für eine kritische Vermittlungspraxis“ kennengelernt, als wir sie zu uns in das JuBri-Projekt nach Berlin eingeladen haben, um uns über Zugänge und Einsatzmöglichkeiten von Fanzines auszutauschen. Ihre aus den Forschungsarbeiten hervorgehenden Ideen für die Jugendkulturarbeit sind beeindruckend und vor allem auf Wirksamkeit angelegt. Denn Elke Zobls wissenschaftliche Arbeit ist eng verbunden mit ihrem Engagement und Interesse für zivilgesellschaftliche Partizipation und Feminismus als Teil einer größeren Bewegung für soziale, politische, ökologische und ökonomische Gerechtigkeit.
Was ebenso beeindruckend ist, dass sie zu diesem Projekt dann auch noch eine Ausstellung konzipiert hat und damit wie in ihrer Arbeitsweise insgesamt Wissenschaft und Kunst verbindet, wie dies zunehmend unter dem Label „performative Sozialwissenschaft“ umgesetzt wird. Es freut mich, dass die Jury und die Respekt!-Stiftung genau für solche Arbeiten an den „Rändern“ des Wissenschaftsbetriebs ermuntern und eben die kontinuierliche und breit angelegte Auseinandersetzung mit Jugendkulturen von Elke Zobl würdigen. Sie hat den Preis mehr als verdient.